Tichys Einblick
Berlin-Friedrichshain

Bezirksamt lehnt Förderung von Puppentheater ab – Begründung: „sehr deutsch“

Das Programm eines Puppentheaters in Berlin-Friedrichshain sei „sehr deutsch“. Das findet eine vom Bezirksamt eingesetzte Jury. Deshalb bekommt das Theater keine öffentlichen Gelder. Die CDU-Bezirksverordnete Marita Fabeck kritisiert die Entscheidung als politisch motiviert.

Symbolbild

picture alliance / SZ Photo | Florian Peljak

Seit 25 Jahren bringt das Puppentheater „Theater der kleinen Form“ in Berlin-Friedrichshain Kinderaugen zum Leuchten. Mit modernen Märchen ab drei Jahren, 120 Aufführungen pro Jahr und Tickets schon ab drei Euro ist das kleine Haus am Comeniusplatz eine Institution im Kiez.

Doch jetzt sorgt eine Entscheidung des Bezirksamts Friedrichshain-Kreuzberg für Wirbel, wie die Berliner Zeitung berichtet: Eine beantragte Förderung wurde abgelehnt – mit der Begründung, die Themenauswahl sei „klassisch, sehr deutsch, Familienverein“.

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Das geht aus Unterlagen des Bezirksamts hervor, die jetzt öffentlich wurden. Eine von der Verwaltung eingesetzte Jury hatte den Förderantrag mit dem Hinweis abgelehnt, die Stücke seien „etwas oldschool“ und Friedrichshain nicht mehr das gleiche wie vor 20 Jahren.

Gerade die Einschätzung, die Themenauswahl sei „sehr deutsch“, stößt auf massive Kritik. CDU-Bezirksverordnete Marita Fabeck spricht gegenüber der B.Z. von einem „kulturpolitischen Skandal“. Sie wirft der Jury Willkür vor: „Sehr deutsch – was ist daran falsch? Kinder brauchen Märchen und Fantasie, keine Ideologie!“ Für Fabeck ist die Entscheidung politisch motiviert.

Theaterleiterin Evelyn Geller zeigt sich ebenfalls betroffen. Das Haus stemmt sich mit Mühe gegen steigende Mieten, finanziert sich durch Tanz- und Theaterkurse und beschäftigt gerade einmal eine halbe feste Stelle. Eine Förderung aus dem KIA-Programm des Senats, das Kinder- und Jugendtheater unterstützt, wäre eine wichtige Entlastung gewesen.

Der Senat lässt im Rahmen des KIA-Programms das Geld durch die einzelnen Bezirksämter verteilen. Eine Jury entscheidet, an welche Künstler das Geld geht.

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