„Wir sparen über eine Billion Dollar durch den Austritt aus diesem Abkommen“, der Assistent sprach mit Stentorstimme das nach, was Trump ihm souffliert hatte. Trump war an diesem Montag listiger Regisseur und Protagonist zugleich, briefte seine Mitspieler noch auf offener Bühne. Und so besiegelte Trump mit seiner Unterschrift am Montag auch das Aus der globalen Klimapolitik.
Weniger Geld von den Armen Amerikas an die Reichen der Welt spenden – so könnte man diesen Teil von Trumps Programm pointiert zusammenfassen. Jeder Dollar, den die Regierung bislang an internationale Großorganisationen wie die WHO oder eben in die Töpfe des Pariser Klimaabkommens eingezahlt hat, musste zuvor von den US-Bürgern verdient und in den Steuersäckel eingezahlt werden. Anders geht es nicht, auch nicht in Deutschland, und deshalb sind die Nebenher-Ausgaben von Staatskanzleien und Ministerien auch hierzulande immer wieder ein so brennendes Thema.
Nun hat Trump an seinem ersten Tag – fast in den ersten Amtsminuten – den erneuten Austritt der USA aus dem sogenannten „Übereinkommen von Paris“ (Accord de Paris, Paris Agreement) erklärt, mit dem im Dezember 2015 ein neues Zeitalter heraufbeschworen werden sollte. Tatsächlich folgten das Kyoto-Protokoll und unzählige Klima-Konferenzen, die allerdings zuletzt gerne bei erdöl- und erdgasproduzierenden Ländern zu Gast waren. Merkwürdig war es schon. Aber es zeigte, dass sich hier etwas tot gerannt hatte, das Rennen im Hamsterrad der Emissionsreduktion, rund um den Globus herum, bei unvermindertem Eliten-CO2-Ausstoß. Doch die Plebs sollte auf Flugreisen, Ölheizung und Familienkutsche verzichten. Das konnte niemals funktionieren. Als ob CO2 nicht gleich CO2 wäre.
Das Narrenschiff läuft gerade auf Grund
2017 war Trump schon einmal aus dem Pariser Klimaabkommen ausgetreten. Als Ziel des Abkommens gilt die Regulierung der globalen Erwärmung zwischen 1,5 und zwei Grad über dem vorindustriellen Niveau. CO2-Emissionen durch Kohle, Öl und Erdgas sollten vermindert werden. Dabei war nichts an dieser Gleichung wirklich so ganz sicher, vor allem aber das Denken in und das Rechnen mit Modellen notorisch fehlerbehaftet. Eigentlich ist das Erdklima eine viel zu komplexe Angelegenheit, als dass es durch Modelle abgebildet und vorausberechnet werden könnte.
In vielen Hauptstädten war in der Folge von „net zero“, der Netto-Null, die Rede, die erreicht werden sollte – in getreuer Fortführung der Ideen des Club of Rome, der schon in den 1970er-Jahren ein Zeitalter des Verzichts einläuten wollte, das sich dann doch nur in einem Teil der heutigen Welt stärker ausgebreitet hat.
Erst dieser Tage hat agrarheute wiederum darauf hingewiesen, dass das Arktis-Eis entgegen älteren Voraussagen noch nicht abgeschmolzen ist (TE berichtete darüber schon vor einiger Zeit). Zudem wird der Ostpazifik derzeit nicht wärmer, sondern klar kälter, was laut Forschern ebensogut auf eine bevorstehende Eiszeit hindeuten könnte wie auf Trockenheit in den westlichen USA. Man könnte all das in die Worte fassen: Das Narrenschiff Klimawandel-Bekämpfung läuft gerade ganz vorsichtig auf Grund.
Trump: Wir werden die Preise senken
Am Montag hat Trump zudem einen „nationalen Energienotstand“ für die USA verkündet, nicht ohne die Worte folgen zu lassen: „Wir werden bohren, Baby, bohren!“ Der verkündete Notstand bedeutet auch in diesem Fall, dass Trump besondere Vollmachten zur Verfügung stehen werden, um die Steigerung der Fördermengen zu ermöglichen. Jetzt mag sich mancher fragen: Ist die Lage wirklich so dramatisch?
Aber erstaunen muss eher der Gesprächs-Ansatz seiner Gegenspieler, die partout keinen Zusammenhang zwischen den allgemeinen Verbraucherpreisen im Supermarkt und den Öl- und Benzin-, auch den Gaspreisen sehen wollen. Die US-Demokraten sehen Trumps Entscheidungen ausdrücklich als „Desaster für arbeitende Familien“ an. Dabei ist das sozusagen das kleine Einmaleins unserer Wirtschaftsordnung, in der Mobilität für fast alles gebraucht wird und also praktisch alle Preise verteuert. Die Gaspreise spielen eine manchmal noch viel direktere Rolle bei den Lebenshaltungskosten „arbeitender Familien“.
Man kann sich kaum eine lebensfernere Position vorstellen als die der heutigen Dems. Trump erwartet denn auch, dass seine Entscheidungen die Verbraucherpreise senken werden: „Wir werden die Preise senken, unsere strategischen Reserven wieder bis zum Anschlag auffüllen und amerikanische Energie in alle Welt exportieren.“ Von der Dekarbonisierungsagenda seines Vorgänger bleibt kaum etwas übrig. Um 60 Prozent sollten die US-Emissionen demnach bis 2035 sinken.
„Amerika wird wieder ein Land der Produktion sein, und wir haben etwas, was keine andere Nation jemals haben wird: die größten Öl- und Gasvorkommen aller Länder auf der Erde. Und die werden wir nutzen“, sagte Trump dazu in seiner Inaugurationsrede am Montag. Der Austritt aus dem Pariser Übereinkommen gehört untrennbar zu diesem Vorhaben. Denn welchen Sinn hätte das Bohren nach Öl, wenn man es dann nicht nutzen würde? Nutzen werden sie nicht zuletzt der neuesten Technologie, die es gibt: KI und den riesigen Rechenzentren, die sie derzeit zunehmend braucht.
FFF-Elfen schüren Angst – und Überforderung
Aber bei vielen löst all das eher eine Art Gehirnschmelze aus. Trumps Gegner muss man auch hierzulande nicht lange suchen. Angefangen vom rechthaberischen Kommentar eines TV-Politologen, nun sei eben neben Iran, dem Jemen und Libyen noch ein viertes Land aus dem Klimaabkommen ausgetreten. Die Frage ist eher, ob Indien, China und der Rest der einstigen „dritten Welt“ dem Übereinkommen überhaupt jemals so recht beigetreten waren. Wenn ja, dann aber nur auf der Grundlage des „Gib mir, damit ich habe“, wie auch die jüngste Klimakonferenz in Baku eindrucksvoll zeigte. Also eben nicht: „ich gebe dir, damit du mir gibst“, do ut des, der Kernsatz jeder transaktionalen oder Handelslogik.
Und natürlich zeigen sich auch die FFF-Elfen entsetzt von Trumps Wirklichkeitszugriff. So schürt die deutsche Fridays-for-Future-Abteilung weiter unverhohlen „Angst“, scheint aber auch von einer gewissen „Überforderung“ bei ihren Anhängern auszugehen. Und das lässt immerhin hoffen. Wenn der Kampfesmut an dieser Stelle sinkt, wäre das ein gutes Zeichen für das Meinungsklima in Deutschland.